„Du hast alles geordnet, das merkt man einfach“,
sagst du während ich mich innerlich fast auflöse.
Direkt vor deinen Augen - und eben doch nicht.
Ich nicke leicht…
„Nicht alles“, sage ich leise.
Es ist drei Uhr Nachts und mich lässt der Gedanke nicht los, wie weird es ist, welchen Eindruck man auf Andere macht. In mir war immer schon sehr viel los und ich habe oft das Gefühl, dass mir das aus jeder Pore explodiert. Aber das tut es eben nicht. Also lass mich, mich dir nochmal vorstellen:
Hi! Ich habe drei französische Vornamen, bin 32 Jahre und Mama eines kleinen Wirbelwinds. Emotional, positiv, natur- und detailverliebt, Kaffee- und Teetrinkerin, immer auf der Suche nach den kleinen Wundern.
Das ist alles wahr, aber eben nicht nur...
Hi!
Hi, ich hatte viele Jahre eine Angststörung und litt unter einem Trauma das unterbewusst mein Leben mitbestimmte.
Hi, Ich kenne Panikattacken und Depressionen und wie es ist, mit jeder Minute zu kämpfen.
Hi, ich weiß wie es ist, sich in Blackouts zu saufen, nur um kurz zu vergessen.
Hi, ich fühle mich oft nicht gut genug und verdammt einsam.
Hi, ich weiß wie es ist, wenn dein Körper unter dem seelischen Schmerz leidet.
Hi, ich bin vor Liebe immer weggelaufen, aus regelrechter Panik davor verletzt zu werden.
Hi, ich weiß wie es ist, wenn der schlimmste Gedanke beim Zerbrechen nicht der ist, dass es so bleibt, sondern der, dass du eben nicht daran sterben wirst.
Und ich weiß, dass ich jedes Mal wieder aufgestanden bin. Und immer werde.
Und ich weiß, dass ich mich da durch trage. Auch alleine.
Und ich weiß, dass ich damit sein kann. Auch wenn alles in mir rennen will.
Und ich weiß, dass Heilung oft hässlich ist. Und das okay ist.
Und ich weiß, dass für mich das Leben trotzdem und auch ein bisschen deswegen, immer schön sein wird.
Und ich weiß, dass ich mir lieber mein Herz brechen lasse, bevor ich nochmal weglaufe.
Und ich weiß, dass ich den Mut habe mein ganzes Leben über den Haufen zu schmeißen. Damit es wirklich meines wird.
Ich habe eine Psychologin und finde es unglaublich schön zu heilen. (Ich meine wie krass ist es bitte, an sich arbeiten zu können?! Gamechanger!) Ich habe mein Trauma und die Angst angesehen und durfte sie gehen lassen. Ich bin stolz darauf, immer den schwierigeren Weg zu wählen, wenn es der richtige ist. Das ich zu dem stehe, was ich fühle. Und andere wirklich sehen kann, weil ich so sensibel bin. Das ich tatsächlich ziemlich mutig bin. Nicht, weil ich keine Angst mehr habe, sondern weil ich eine scheiß Angst habe und es trotzdem mache.
...und gerade habe ich versucht den Satz zu finden, der den Bogen zu dir spannt, den Fokus weg von mir bringt. Ein harmonisches Ende. Einen Mehrwert für dich. Aber vielleicht ist der nur, dass wir nicht vergessen dürfen, wie viele Facetten wir an unserem Gegenüber eben nicht sehen können.
Und weißt du was, vielleicht ist das hier am Ende auch einfach nur ein Liebesbrief an mich selbst geworden. Und vielleicht ist das gut so.
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